Behält man die Metapher der 14 Hauptallergene als Bösewichte bei, wäre das Allergen E – Erdnüsse und daraus gewonnene Erzeugnisse – der Staatsfeind Nr. 1. So „schafft“ es die Erdnuss gemeinsam mit der Haselnuss auf den ersten Platz der allergieauslösenden Stoffe, ruft mitunter heftige allergische Reaktionen hervor und erst kürzlich brachte sie einen Gastronom aus Großbritannien hinter Gitter. Klar wird also, dass die Erdnuss als Allergen nicht zu unterschätzen ist. Was aber macht die Erdnuss so gefährlich?
Die neusten Ereignisse zeigen deutlich: Mit der Erdnuss ist nicht zu spaßen. So wurde ein englischer Gastronom zu sechs Jahren Haft verurteilt, weil ein Kunde in Folge eines allergischen Schocks nach dem Verzehr von Erdnüssen verstarb. Totschlag, so das Urteil des Teesside Crown Court. Denn auch trotz Hinweis des Gastes, er sei auf Erdnüsse allergisch, wurden ihm genau diese untergejubelt. Anstelle von gemahlenen Mandeln wurden aus Gründen der Kostenersparnis Erdnüsse verwendet; und das ohne den Konsumenten darüber zu informieren.
Was die Geschichte neben der Notwendigkeit einer Kennzeichnung der Hauptallergene noch zeigt?
Eigentlich sollte ja ganz klar sein, wo Erdnüsse verarbeitet wurden und wo nicht. So verweist ja schon der Name Erdnussbutter, Erdnussflips oder geröstete Erdnüsse auf den Inhalt einer Erdnuss. Dass es dabei nicht bleibt, darauf deutet die Bezeichnung der Erdnuss als „verstecktes Allergen“ hin. Also ein Allergen, das in unzähligen Lebensmitteln vorhanden ist, in denen man es so normalerweise nicht vermuten würde. So werden Erdnüsse nicht nur in Gebäck, Süßigkeiten oder Fertiggerichten verwendet, sondern auch zunehmend als Ersatzstoff für andere Nahrungsmittel. Statt Walnüssen oder Mandeln beispielsweise, da diese eine preisgünstige Alternative darstellen. Gleiches gilt für Erdnussmehl oder Erdnusspaste, die einen guten Ersatz für Milch liefern. Problematisch wird es, wie im Fall aus Großbritannien, wenn dieser Austausch zur Kostenersparnis verdeckt vonstattengeht.
Erdnüsse geröstet
Erdnussöl
Erdnussbutter
Erdnussflocken
Erdnussmehl
Margarine, Brot, Kuchen, Gebäck, Schokocreme, vegetarische Brotaufstriche, Cerealien, Müsli, Frühstücksflocken, Schokolade, Feinkostsalate, Marinaden, Satésauce, Eis, aromatisierter Kaffee, Likör, in Erdnussöl frittierte Speisen (Pommes Frittes), vegetarischer Fleischersatz, Nussmischungen, Studentenfutter
Was das Beispiel aus Großbritannien auch auf tragische Weise zeigt: In Einzelfällen kann eine Erdnussallergie so stark ausgeprägt sein, dass sie zum Tod führt. Allergien auf Erdnüsse und Nüsse gehören zu den schwersten Nahrungsmittelallergien. Dies macht sich bei der Anzahl der Betroffenen und Intensität der Allergie bemerkbar.
Die Erdnussallergie zählt mittlerweile zu den häufigsten Lebensmittelallergien und befindet sich weiter auf dem Vormarsch. Da Erdnussprodukte vermehrt in Nahrungsmittel und der Kosmetikindustrie verwendet werden, steigt die Zahl der Betroffenen stetig. Erwiesenermaßen. So ergab eine Studie aus den USA, dass sich von 1997 bis 2008 die Anzahl der betroffenen Kinder auf 1,4 % verdoppelte. In Deutschland leidet im Durchschnitt 1 % der Bevölkerung an einer Erdnussallergie. Auch hier: Tendenz steigend. Einmal betroffen bleibt die Allergie meist das ganze Leben lang bestehen.
Ähnlich wie bei Fischallergie reicht bei einer Allergie auf Erdnüsse bereits eine kleine Menge aus, um gesundheitliche Beschwerden hervorzurufen. Nur ein Mikogramm genügt, um Probleme der Atemwege, Hauterscheinungen, Durchfälle, Übelkeit, Erbrechen, Herzrasen, Schwindel, Bewusstlosigkeit oder lebensbedrohliche Schockzustände auszulösen. In Einzelfällen kann dafür schon das Einatmen kleinster Partikel aus der Luft ausreichen.
Wer an einer Erdnuss-Allergie leidet, muss alle Lebensmittel meiden, die auch nur Spuren von Erdnüssen enthalten. Das ist nicht leicht. Obwohl die meisten Erdnuss-Allergiker sich ihrer Krankheit bewusst sind, kommt es immer wieder zu Todesfällen.
So Prof. Bodo Niggemann von der Dt. Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie im September 2004 auf einem Allergiekongress in Aachen. (siehe Pressearchiv des Ärzteverbands Deutscher Allergologen)
Kleine und große Mengen an Erdnüssen sollen also unbedingt von den Betroffenen gemieden werden. Klar, dass eine Auszeichnung der Erdnuss in Lebensmitteln mit einem „E“ das Leben der Betroffenen erheblich erleichtert. Dennoch ist bei vielen Allergikern die Sache damit noch nicht gegessen. Denn auf diese Weise können vielleicht große Mengen vermieden werden, vielleicht auch kleine, aber nicht kleinste. Also Spuren. Denn die Angabe von Kontaminationen (Spuren) in Lebensmitteln ist bis dato freiwillig. Gerade bei Nüssen und Erdnüssen kann es jedoch oft dazu kommen: Denn diese befinden sich in zahlreichen unterschiedlichen Lebensmitteln, vor allem in Naschwaren. Durch eine gemeinsame Nutzung der Produktionsanlagen können Lebensmittel, die eigentlich erdnussfrei sind, daher oft auch Spuren enthalten.
Ein kurios anmutendes Fakt am Ende: Erdnüsse sind gar keine Nüsse. Zumindest nicht botanisch gesehen. Klingt komisch, ist aber so. Die südamerikanische Frucht des „Arachis-hypogaea-Strauchs“ zählt eigentlich zur Familie der Hülsenfrüchte. Worauf der deutschsprachige Name (ErdNUSS) gar nicht hinweist, verrät dessen englische Bezeichnung (PEAnut). Trotzdem, eine parallel bestehende Allergie auf Soja oder Bohnen besteht meistens nicht. Nur rund 5 % der Erdnussallergiker reagieren auf Hülsenfrüchte (abgesehen von der Erdnuss) allergisch. Während bei wiederum 25 – 50 % auf Baumnüsse (Walnüsse, Cashews, Haselnüsse, Mandeln oder Pistazien) Kreuzreaktionen auftreten können.
Unterschätzen Sie das Allergen „E“ nicht! Erdnussallergie gehört zu den häufigsten Lebensmittelallergien, löst schwere allergische Reaktionen aus und kann in manchen Fällen auch zum Tod führen.
Wenn möglich kennzeichnen Sie auch Spuren von Erdnüssen in Ihren Lebensmitteln. Allergiker werden es Ihnen danken und Sie gehen so wirklich auf Nummer sicher.
Wenn Sie Erdnüsse als Ersatzprodukt für andere Nüsse verwenden, geben Sie unbedingt die richtigen Inhaltsstoffe an! Kostenersparnis geht nicht vor die Gesundheit der Konsumenten.