NFTs in der Gastronomie: Hype oder Zukunftsmodell?
NFTs eröffnen viele Möglichkeiten in den verschiedensten Branchen, auch in der Gastronomie. Doch wie können Sie diese in der Gastro einsetzen? Lesen...
Immer mehr Restaurants beginnen, die Möglichkeiten von NFTs zu erkunden. Wir zeigen Ihnen einige Gastrokonzepte, die sich mit NFTs, Web 3.0 & Co. befassen.
Dies ist der zweite Teil der Artikelreihe zu NFTs in der Gastronomie. Den ersten Teil können Sie hier nachlesen.
Stellen Sie sich vor: Ein Restaurant feiert seine Eröffnung. Doch es gibt keine Sitzmöglichkeiten im Lokal, es werden nur vier Hauptgerichte angeboten und die Wartezeit beträgt mehr als drei Stunden. Klingt nicht sehr einladend, nicht wahr?
Doch 1500 Menschen sahen das anders, als sie in Kalifornien im April 2022 zur Eröffnung des Restaurants Bored & Hungry strömten. Das Besondere am Lokal: Es macht sich den Hype rund um Kryptowährungen zunutze und integriert dies in die Inneneinrichtung und Vermarktung. Ganz in Anlehnung an den Bored Ape Yacht Club, einer der weltweit bekanntesten NFT-Sammlungen.
Das ist allerdings nicht das einzige Gastrokonzept, das sich mit Themen wie Kryptowährung, NFTs und Web 3.0 beschäftigt. Welche weiteren inspirierenden und einzigartigen Einsatzmöglichkeiten es gibt und wie kleinere Restaurants ebenfalls davon profitieren können, zeige ich Ihnen in diesem Utopia Gastronomica Artikel.
NFT steht für Non Fungible Token, was im Deutschen mit nicht-austauschbarer Token übersetzt werden kann. Tokens sind in diesem Fall nichts anderes als ein Vermögenswert bzw. Vermögensgegenstand. Dies macht NFTs zu einem einzigartigen, digitalen Vermögenswert, der nicht mit anderen ausgetauscht werden kann.
Non Fungible Tokens basieren dabei auf der Blockchain-Technologie. Hier werden Daten dezentral gespeichert, also in einem Netzwerk aus mehreren Rechnern. Wie der Name andeutet, setzt sich eine Blockchain aus Blöcken zusammen. Jeder Block ist mit dem vorangehenden verbunden – dies bildet die Kette.
Zu Beginn des Jahres 2022 habe ich an einem virtuellen Mini-Summit teilgenommen, der vom amerikanischen Food Tech Unternehmen The Spoon veranstaltet wurde. Beim Event haben sich Köch:innen, Unternehmer:innen, Gastronom:innen, Vertreter:innen von Lebensmittel- und Getränkemarken sowie andere Personen aus der Food-Tech-Branche getroffen, um darüber zu diskutieren, wie sich Lebensmittel mit dem Metaverse und dem Web 3.0 verknüpfen lassen.
Der Fokus lag darauf, wie virtuelle Welten, das Metaverse und NFTs die Zukunft der Food-Industrie gestalten und welche Konzepte im Food-Tech-Bereich dafür genutzt werden. Hier möchte ich Ihnen nun Projekte vorstellen, die im Summit präsentiert wurden.
Unter dem Namen CHFTY Pizzas haben die zwei Starköche und Gastroexperten Tom Colicchio und Spike Mendelsohn eine Sammlung von NFTs auf der Ethereum-Blockchain veröffentlicht. Die Köche wollen damit die Lücke zwischen der F&B-Industrie und dem Web 3.0 überbrücken.
Die Kollektion umfasst 2777 einzigartige NFTs. Jedes nicht-austauschbare Token zeigt dabei ein cartoonartiges Bild von einem Pizzastück, das mit unterschiedlichen Eigenschaften dargestellt ist.
Welcome to CHFTY📍
— CHFTY Pizzas🍕 (@CHFTYPizzas) March 23, 2022
🍕 Our Team: Visionaries rockstar chefs @tomcolicchio @chefspike
🍕 Our Vision: Connect Web3 w/ Chefs & Foodies alike
🍕 Our Utility: Digital & IRL Events, Custom Merch & Accessories, + So Much More
CHFTY Pizzas Public Sale tomorrow, 3/24 @ 3PM EST🚀 pic.twitter.com/ddSDzIuv1z
Der Verkaufspreis lag bei 0.07 Ethereum pro Bild, das (zum Zeitpunkt des Schreibens) knapp 100 € entspricht – bei der Veröffentlichung im März 2022 betrug der Wert etwa 188 €. Besitzer:innen der CHFTY-Pizzas-NFTs erhielten einige Vorteile, wie einen Zugang zu Kochkursen, Merchandise-Artikeln oder Pizza-Partys mit Mendelsohn, Colicchio und anderen Starköch:innen.
Das ermöglicht es einem Restaurant, weit über die Grenzen seines Vor-Ort-Geschäfts hinaus zu wachsen. […] Wir können also entweder dasitzen und sagen: Nein, das machen wir nicht. Oder wir können dem offen gegenüberstehen und ganz vorne mit dabei sein. Und ich denke, das ist es, was Spike [Mendelsohn] und ich tun.
– Tom Colicchio über das Erarbeiten des CHFTY-Pizzas-Projekt
Ein weiteres Konzept, das während des Summits vorgestellt wurde, ist OneRare – das weltweit erste Food-Metaverse. Das Projekt bringt die globale F&B-Industrie auf spielerische Art und Weise ins Web 3.0. Es handelt sich um ein NFT-Wirtschaftsspiel, das mit prominenten Köch:innen, Restaurants und Lebensmittelmarken zusammenarbeitet, um Non Fungible Tokens für deren Gerichte zu minten bzw. zu prägen.
Das von OneRare entwickelte Spielfeld ist in vier Bereiche unterteilt, in denen sich Nutzer:innen mit verschiedenen Aktivitäten beschäftigen können:
Bauernhof: Spieler:innen können Zutaten anbauen, indem sie spieleigene Tokens (ORARE) in sechs verfügbaren Staking-Pools verstaken.* Als Belohnung erhalten Nutzer:innen NFTs in Form von Zutaten. | |
Bauernmarkt: Auf dem Bauernmarkt können Spieler:innen ihre Zutaten zu ihrem gewünschten Preis verkaufen. | |
Küche: Hier werden die Zutaten für die Zubereitung eines Gerichts verwendet. Dafür werden die Zutaten-NFTs durch Gerichte-NFTs ausgetauscht. Möchte ein:e Spieler:in zum Beispiel ein Pommes-NFT minten, benötigt er oder sie die notwendigen Zutaten in Form von Non Fungible Tokens – in diesem Fall Kartoffeln, Salz und Speiseöl. | |
Spielplatz: Hat ein:e Spieler:in ein Gerichte-NFT gesammelt und der Wallet hinzugefügt, kann er oder sie am Spielplatz an Minispielen teilnehmen. Hier treten OneRare-User:innen mit ihren einzigartigen Gerichte-NFTs gegeneinander an. |
* Einfach ausgedrückt bedeutet Staking, dass man eine Kryptowährung über eine bestimmte Zeit über einen Pool einfriert und dafür Belohnungen bekommt. In einem Pool schließen sich mehrere Stakeholder zusammen, um ihre Ressourcen zu bündeln und so die Chance auf eine Belohnung zu erhöhen.
Als ich am Food-Tech-Summit teilgenommen habe, war ich begeistert, wie viele faszinierende Web 3.0-Projekte bereits erarbeitet und umgesetzt wurden. Dies hat mich dazu angeregt, weiter zu recherchieren, was die neue, digitale Welt in der Gastrobranche noch zu bieten hat. Hier folgt nun eine Auswahl an Gastrokonzepten, die sich mit Non Fungible Tokens, Web 3.0 und Kryptowährungen auseinandersetzen.
Zu Beginn des Artikels habe ich das Restaurant Bored & Hungry bereits kurz erwähnt. Das auf Kryptowährung ausgerichtete Fast-Food-Lokal wird rund um den Bored Ape Yacht Club vermarktet – einer der bekanntesten NFT-Kollektionen auf der Ethereum-Blockchain. Die Sammlung beinhaltet 10 000 einzigartige Comicbilder von Affen, die mit verschiedenen Accessoires und Merkmalen dargestellt sind.
Das Speisen- und Getränkeangebot im Restaurant Bored & Hungry umfasst Smash Burger, vegane Burger, Pommes und Softgetränke. Gäste können nicht nur mit US-Dollar, sondern auch mit zwei Kryptowährungen bezahlen: Ethereum und ApeCoin (die von Bored Ape Yacht Club entwickelte Währung).
Die NFTs der Bored Ape Yacht Club Kollektion sind in die Einrichtung und in das Branding des Lokals integriert: von Pappaufstellern über Wandmalerei bis Designs am Boden.
Wie bereits McDonald’s oder Chipotle, hat auch die amerikanische Fast-Food-Kette Wendy’s angekündigt, dem Metaverse beizutreten. Unter dem Namen Wendyverse bietet das Unternehmen in Zusammenarbeit mit Meta seit April 2022 ein Virtual-Reality-Erlebnis.
In der virtuellen Welt von Wendy’s können Besucher:innen mit anderen interagieren, an verschiedenen Minispielen teilnehmen oder das virtuelle Restaurant erkunden. Auch wenn Gäste im Wendyverse kein Essen in die reale Welt bestellen können (zumindest noch nicht), haben sie die Möglichkeit, Gutscheine für echte Wendy’s Filialen zu gewinnen.
Bei GourmetNFT handelt es sich um eine Plattform, auf der kulinarische Expert:innen ihre Rezepte in Non Fungible Tokens verwandeln können. Das Team hinter dem Projekt will damit Köch:innen unterstützen und für sie einen zusätzlichen Mehrwert aus ihren Rezepten schaffen.
Die Rezepte sind in verschiedenen Preisklassen erhältlich, so dass jede interessierte Person NFT-Rezepte sammeln kann. Damit die Non Fungible Tokens einzigartig sind, müssen diese Bonusmaterial, wie Insider-Tipps oder persönliche Videos, enthalten.
Die Beispiele, die ich Ihnen hier gezeigt habe, sind besonders auf größere Betriebe und Restaurantketten ausgelegt. Oder richten sich an Gastronom:innen, die in der Branche auf eine hohe Reichweite zurückgreifen können. Doch was ist mit kleineren Restaurants? Wie können diese von Non Fungible Tokens und Web 3.0 profitieren?
Das Food Tech Unternehmen The Spoon hat dazu eine Podcastfolge veröffentlicht, in der die Möglichkeiten und Vorteile von NFTs und dem Metaverse für kleinere Restaurants erläutert wurden. Was mir dabei besonders im Gedächtnis geblieben ist:
Man muss keine große Restaurantkette und kein Top-Sterne-Lokal mit prominenten Köch:innen sein, um das Potenzial von digitalen, nicht-austauschbaren Vermögenswerten für sich nutzen zu können. | |
Kleinere Gastrobetriebe, die ihre besten Kund:innen durch z.B. Treueprogramme kennen, können ihnen ein einzigartiges NFT anbieten. Die Non Fungible Tokens sind allerdings auf eine gewisse Anzahl limitiert – dies hebt den einmaligen und besonderen Wert hervor. Wer einen nicht-austauschbaren, digitalen Vermögenswert besitzt, genießt Vorzüge: Reservierungen sind immer möglich, Einladungen zu Veranstaltungen, spezielle Angebote bei einer Online-Bestellung usw. |
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Auch wenn zurzeit NFTs für die Gastrobranche von mehr Relevanz sind, stellt das Metaverse eine ebenso interessante Option dar – zumindest was die Zukunft betrifft. Restaurants, die der virtuellen Welt beitreten wollen, müssen ein Erlebnis schaffen, das in der realen Welt aufgrund von Faktoren wie Kosten oder Distanz nicht möglich ist. |
Um ein Beispiel zu nennen: Angenommen Sie betreiben ein Café und beziehen die Kaffeebohnen aus einer Rösterei in Südamerika. Anstatt Ihren Gästen im Metaverse nur Kaffee zu servieren, bieten Sie ihnen auch einen Rundgang durch die Rösterei an. Dadurch schaffen Sie ein interaktives und immersives Erlebnis, das Unterhaltung liefert.
Was das Verständnis für NFTs, Web 3.0 und Metaverse betrifft, denke ich, stecken wir noch in den Kinderschuhen. Es wird noch einige Zeit dauern, dies alles genau zu verstehen; aber es macht durchaus Sinn, dies auf dem Radar zu behalten, sich damit auseinanderzusetzen und die Vorteile und Möglichkeiten für das eigene Unternehmen herauszuarbeiten. Dies sorgt nicht nur für eine zusätzliche Einnahmequelle, sondern hebt Sie auch von Mitbewerber:innen ab.
Dass es nicht immer nur größere Betriebe sein müssen, die in der NFT-Welt Fuß fassen, zeigt das amerikanische Burger-Restaurant Menches Bros. So verkündete der familiengeführte Betrieb, dass es damit beginnen wird, Non Fungible Tokens auf der Ethereum-Blockchain zu verkaufen.
Durch den Einsatz dieser Technologie erhofft sich das Team von Menches Bros., einen größeren Kundenstamm aufzubauen, ohne neue Filialen errichten zu müssen.
Nothing better than a burger on lil Mench Mondays 💛#burger #NFTCollection #NFTs #foodnfts pic.twitter.com/R1mbJ9GwJP
— lil Mench (@LilMenchNFT) July 18, 2022
Ein Datum, ab wann es die 5655 cartoonartigen Burger-Darstellungen bei Menches Bros. zu kaufen gibt, ist noch nicht bekannt. Was wir aber schon wissen: 1855 nicht-austauschbare Tokens werden für regionale Kund:innen des Restaurants reserviert, die damit ein Jahr lang 20 % Rabatt erhalten, wenn sie die Speisen und Getränke abholen bzw. nach Hause liefern lassen.
Ebenfalls werden Besitzer:innen der Non Fungible Tokens weitere Vorteile genießen, wie einen Zugang zu einem geheimen Krypto-Burger-Menü, Einladungen zu besonderen Events oder das Rezept der geheimen Gewürzmischung von Menches Bros. erhalten.
Die Möglichkeiten und Vorteile von NFTs, Web 3.0 und Metaverse für die Gastrobranche sind enorm. Und dabei sind wir gerade erst am Anfang. In den nächsten Jahren wird sich in diesem Bereich einiges tun und mehr und mehr Unternehmen werden sich dem Ganzen annähern und auf eigene Art und Weise in der neuen, digitalen Welt Fuß fassen.
Es wird immer einen Bedarf an Restaurants in der realen Welt geben – das wird sich nicht ändern. Aber die vielfältigen Möglichkeiten, die Web 3.0 mit sich bringt, sollten genutzt werden. Ich für meinen Teil freue mich bereits darauf, zu sehen, wie weitere Restaurantbetriebe und Gastronom:innen die Lücke zwischen der realen und der digitalen Welt überbrücken werden.
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