Die Veranstaltung South by Southwest, kurz SXSW, bringt jährlich die Top Trends aus der Technologie-, Film- und Musikbranche in Austin, Texas zusammen. 2022 lag der Fokus auf den Themen Metaverse, NFT, Blockchain und Web 3.0 sowie Nachhaltigkeit und Klimawandel. Unser CEO Thomas Primus nahm dieses Jahr zum ersten Mal an dem mehrtägigen Event teil – sowohl als Gast als auch als Speaker. Nun ist er wieder zurück in Wien und wir haben mit ihm über seine Eindrücke vom SXSW 2022 geplaudert.
Für alle, die von SXSW noch nie etwas gehört haben: Was ist es und was macht es so besonders?
Das SXSW steht für South by Southwest und ist eine riesengroße Veranstaltung, die seit 1987 jedes Jahr in Austin, Texas stattfindet. Es ist ein Zusammenkommen zu Themen aus der Tech-, Film-, Musik- und Medienbranche. Das SXSW ist die einzige Veranstaltung, die all diese Dinge zusammenbringt. Und ich denke, die Mischung von all dem macht das besondere Flair aus.
Wie kann man sich das Festival-Gelände vorstellen? Wie war dein Eindruck vor Ort?
Der ganze Eindruck war extrem positiv. Die Menschen waren alle sehr offen und interessiert daran, sich auszutauschen und sich zu unterhalten. Die gesamte Stadt Austin war involviert und überall in der Stadt fanden Events statt. Damit Besucher:innen leicht von einem Veranstaltungsort zum nächsten spazieren konnten, wurden die Straßen abgesperrt. Es gab Konferenzzentren, Treffen in Hotels, Konzerte und vieles mehr. Immer wieder gab es auch Plätze in der Stadt, die von großen Tech-Firmen zu Outdoor-Messeständen umfunktioniert wurden.
Welche Vorträge hast du besucht?
Die Veranstaltungsvielfalt, die gleichzeitig stattfindet, ist wirklich überwältigend gewesen. Wenn man sich das Programm ansieht, weiß man gar nicht so recht, wo man am besten hingehen soll, da alles so interessant ist. Ich habe deshalb beschlossen, dass ich mich im Flow treiben lasse und mir pro Tag zwei Vorträge ansehe, die mich wirklich interessieren. Hauptsächlich habe ich Vorträge besucht, die für den Bereich Restaurant Tech und Supply Chain relevant sind. Auch habe ich mich mit Leuten getroffen, mich ausgetauscht und bin auf das ein und andere Konzert gegangen. Einmal hatte ich sogar Glück und konnte Wyclef Jean live auf der Bühne in einem kleinen Rahmen sehen. Alles in allem war es wirklich besonders.
Was sind die wichtigsten Digitalisierungstrends für die Gastrobranche, die du mitgebracht hast?
Ich würde auf jeden Fall sagen: Food Waste, NFTs und Digitalisierung von Lieferant:innen. Zum Thema Food Waste gehört auch das Thema Supply Chain. Es ist zu beobachten, dass die gesamte Wertschöpfungskette im Bereich der Lebensmittel extrem ineffizient und völlig unübersichtlich ist. Und das ist ja etwas, woran wir mit FoodNotify anknüpfen und Transparenz schaffen. Es war somit schön zu sehen, dass das, an dem wir arbeiten, einen großen Einfluss hat und wichtig für das Thema Food Waste und Klimaschutz ist.
Auch um das NFT-Thema kam man am SXSW nicht drum herum. Man konnte sich nicht nur Vorträge und Panels dazu anhören, sondern auch NFTS von Künstler:innen vor Ort kaufen oder NFT-Galerien besuchen. Auch gab es interessanten Input zum Einsatz in der Gastrobranche. So wird zum Beispiel nächstes Jahr das weltweit erste NFT-Restaurant eröffnen. [Anmerkung der Autorin: Thomas Primus hat zum Thema NFTs in der Gastronomie einen Artikel veröffentlicht.]
Ein ganz großes Thema, mit dem wir uns schon länger beschäftigen, ist die Digitalisierung von Lieferant:innen. Das ist das „Bottleneck“ schlechthin. Denn sie sind nicht digital und halten die ganze Wertschöpfungskette auf. Das wurde zum Beispiel in einem Panel mit Speakern von Google, Compass Digital Labs und Shelf Engine diskutiert.
Ein Fokusthema von SXSW 2022 war auch das Metaverse. Wie wird dieses mit der Gastronomie zusammenhängen?
Das ist meiner Meinung nach ein spannendes Thema, das für die Zukunft der Gastronomie und Hotellerie interessant sein kann. So gibt es bereits einige Unternehmen aus der Gastrobranche, die darüber nachdenken, dem Metaverse beizutreten. Zum Beispiel hat McDonalds die Idee, seinen Gästen ein virtuelles Restaurant im Metaverse anzubieten. Dort können sie Produkte bestellen, die dann zu ihnen nach Hause geliefert werden.
Was ich auch noch mitbekommen habe, ist, dass Hotels genauso gut davon profitieren könnten. So könnten in Zukunft Hotels ihre Räumlichkeiten virtuell im Metaverse abbilden und potenziellen Gästen einen Vorgeschmack geben, wie das Hotel und die Zimmer aussehen. Sozusagen eine virtuelle Tour.
Ich denke, dass diese Technologie Potential für die Gastronomie und Hotellerie mit sich bringt und bin schon gespannt, welche Möglichkeiten sich ergeben werden.
Welche Erkenntnisse nimmst du von SXSW und aus den Vorträgen mit?
Aufgrund der Interdisziplinarität der verschiedenen Bereiche gab es in den Vorträgen immer wieder Momente, in denen ich für mich selbst, aber auch für die Firma sehr viel mitnehmen konnte. Die Kreativität in Kombination mit den Speakern aus den unterschiedlichsten Branchen machten das Ganze zu einem Event, in dem Denkanstöße fast andauernd zu spüren waren. Und weil es so viel zu erleben und sehen gibt, sollte man seine Eindrücke unbedingt verschriftlichen. Ich habe das auch gemacht und ich muss zugeben, es hat mir sehr dabei geholfen, die Verarbeitung im Nachhinein nochmals wirken lassen zu können.
Das gesamte Erlebnis in seiner Atmosphäre und Offenheit ist definitiv etwas, was wir als Europäer:innen nicht gewohnt sind und auch nicht kennen. Es hat mich jedenfalls so begeistert, dass ich nächstes Jahr das SXSW gerne wieder besuchen möchte.
Du hattest auch die Möglichkeit, FoodNotify vor einem größeren Publikum zu pitchen. Kannst du das Erlebnis beschreiben?
Das war wirklich eine einzigartige und super Gelegenheit. Aber ich war auch etwas nervös, um ehrlich zu sein. Immerhin habe ich den Pitch vor etwa 70 Menschen aus der ganzen Welt vorgetragen. Was mir dabei jedenfalls geholfen hat, war die gute Vorbereitung in San Francisco über die Go Silicon Valley Initiative von Open Austria, an der ich mit FoodNotify teilnehmen konnte. Dazu möchte ich hervorheben, dass die Organisation tipptopp und der Empfang mit über 700 Gästen ein voller Erfolg war. Denn zu feiern, gehört schließlich auch dazu. Wie sagt man so schön: Work hard, play hard.
Ich denke schon, dass ein Pitch in einem internationalen Rahmen eine andere Herausforderung ist, als ein Pitch bei uns in Österreich oder Deutschland – schon allein deswegen, weil es in einer Fremdsprache erfolgte. Trotzdem bin ich mit meiner Leistung zufrieden und konnte sehr viel lernen, auch von den anderen Mitteilnehmer:innen. Die Reaktion im Publikum war auch positiv und ich habe wertvolles Feedback bekommen, das mir für meine zukünftigen Vorträge natürlich von Vorteil sein wird. Ich bin sehr dankbar für diese Chance, dass ich FoodNotify am SXSW 2022 pitchen konnte.