Das Lieferkettengesetz ist da – und nicht nur große Unternehmen stehen bei der Umsetzung vor einer Mammutaufgabe. Von höheren Kosten über strenge Dokumentationspflichten bis hin zu Einschränkungen bei der Wahl der Lieferanten: Auch Gastronomiebetriebe spüren die Auswirkungen. Doch wie lassen sich die gesetzlichen Anforderungen in der Gastronomie effizient umsetzen?
In diesem Artikel erfahren Sie, wie moderne Technologien wie ERP-Systeme helfen, die Lieferkette transparent zu gestalten und nachhaltiger zu wirtschaften. Das erwartet Sie in diesem Artikel:
Um das Lieferkettengesetz, seine rechtlichen Anforderungen und seine Auswirkungen auf die Gastronomie zu verstehen, habe ich die wichtigsten Fragen in einer kurzen Übersicht für Sie zusammengefasst:
Das Lieferkettengesetz in der EU wurde am 24. April 2024 vom Europäischen Parlament beschlossen und gilt für EU-Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeiter:innen und einem Jahresnettoumsatz von über 450 Millionen Euro. Dies gilt auch für ausländische Unternehmen, die in der EU tätig sind und einen Nettoumsatz von über 450 Millionen Euro erwirtschaften.
Betroffene Unternehmen müssen sicherstellen, dass sie entlang ihrer Lieferkette menschenrechtliche und ökologische Sorgfaltspflichten einhalten. Von der Beschaffung bis zur Entsorgung: Die Verantwortung erstreckt sich über die gesamte Lieferkette. Unternehmen müssen also ganz genau prüfen, ob ihre Geschäftspartner diese Sorgfaltspflichten einhalten, um negative Auswirkungen zu vermeiden.
Die Unternehmen müssen jährlich über ihre Fortschritte berichten und einen Klimatransformationsplan vorlegen, der die Einhaltung der Pariser Klimazielen nachweist.
Ziel ist es, Menschenrechtsverletzungen und Umweltverschmutzung entlang globaler Lieferketten zu verhindern und gleichzeitig nachhaltiges Wirtschaften zu fördern.
Eine Studie der EU-Kommission hat bereits ergeben, dass freiwillige Standards bisher wenig Wirkung zeigen: Nur ein Drittel der EU-Unternehmen hat solche Sorgfaltspflichten umgesetzt. Nach der Einführung des Gesetzes zeigen die Ergebnisse der Studie der Hans-Böckler-Stiftung, dass es bereits positive Auswirkungen auf Menschenrechte und Umweltschutz entlang der gesamten Lieferkette hat.
Unternehmen, die gegen das Lieferkettengesetz verstoßen, müssen mit hohen Bußgeldern rechnen. Diese können in Deutschland bis zu 8 Millionen Euro oder bis zu 2 % des weltweiten Jahresumsatzes betragen, wobei der Höchstatz nur für Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 400 Millionen Euro gilt.
Ein Verstoß kann auch zum Ausschluss von der Vergabe öffentlicher Aufträge führen. Dies ist vor allem für Catering-Unternehmen ein großer Nachteil, da sie auf öffentliche Veranstaltungen, Catering oder Aufträge von Kommunen angewiesen sind.
Eine Umfrage von Statista unter rund 1.250 international tätigen Unternehmen zeigt deutlich: 93 % der Befragten sehen den bürokratischen Aufwand als größte Herausforderung, wenn es um die Umsetzung des Lieferkettengesetzes in ihrem Unternehmen geht.
Vor allem KMU’s stehen dabei vor einer gewaltigen Aufgabe. Kein Wunder, denn für die Einhaltung müssen riesige Datenmengen aufbereitet werden. Zum einen ist es schwierig, verlässliche Informationen über die eigenen Lieferkettenaktivitäten zu erhalten. Zum anderen sehen sich Gastronom:innen oft mit unterschiedlichen Datentypen konfrontiert, was die Bewertung und Analyse ihrer Lieferanten erschwert.
Außerdem schränkt das Gesetz die Auswahl der Lieferanten stark ein. Ein Beispiel: Sie benötigen kurzfristig einen Lieferanten. Dieser kann aber die Sorgfaltspflichten nicht erfüllen und scheidet deshalb aus. In weiterer Folge kann es zu Engpässen bei der Beschaffung kommen.
Auch in der Gastronomie kann das Lieferkettengesetz zu höheren Kosten führen. Um die Anforderungen zu erfüllen, wählen viele Gastrobetreiber:innen zertifizierte und teurere Lieferanten aus. Das treibt die Einkaufskosten in die Höhe und schmälert außerdem die Gewinnspanne.
Ein weiteres Problem ist die Rückverfolgbarkeit und Qualitätssicherung der Zutaten. Gerade für Gastronomiebetriebe, die mit ständig wechselnden Lieferanten arbeiten, kann es zur Hürde werden, jeden Schritt in der Lieferkette zu dokumentieren.
Noch komplizierter wird es aber für Betriebe, die ihre Zutaten international beziehen. Hier sind die Standards oft unterschiedlich und entsprechen nicht immer den europäischen Richtlinien.
Um die Planung und Dokumentation in den Griff zu bekommen, die das Lieferkettengesetz erfordert, gibt es eine digitale Lösung für Gastronom:innen: Warenwirtschaftssysteme (ERP-Systeme).
Sie helfen bei der Verwaltung und Überwachung von Geschäftsprozessen und spielen eine wichtige Rolle bei der Einhaltung des Gesetzes. Entscheidungsträger:innen können dadurch Daten viel einfacher zusammentragen, analysieren und die benötigten Berichte erstellen. Welche konkreten Vorteile ein ERP-System für Ihren Betrieb hat, erfahren Sie hier:
Transparenz und Rückverfolgbarkeit
Einer der wichtigsten Vorteile von ERP-Systemen ist die erhöhte Transparenz. Sie führen Informationen aus verschiedenen Bereichen zusammen und bieten so einen umfassenden Überblick über alle Prozesse. Von der Herkunft bis zu den Produktionsbedingungen: Lieferketten können lückenlos überprüft werden, um Probleme aufzudecken und alternative Lieferanten zu finden.
Effizienz, Reporting und Kostensenkung
ERP-Systeme machen Schluss mit der Zettelwirtschaft, die durch die manuelle Erstellung von Berichten entsteht: Denn diese werden automatisch im System verfasst. So sparen Gastronom:innen Zeit und können sich auf das konzentrieren, was ihre Gastronomie ausmacht: die Zufriedenheit ihrer Gäste.
Langfristig können auch Kosten gesenkt werden, da Fehler und unnötige Ausgaben vermieden werden. Eine Studie der Aberdeen Group bestätigt, dass durch den Einsatz von ERP-Systemen die Betriebskosten um 23 % und die Verwaltungskosten um 22 % gesenkt werden können.
Nachhaltigkeit
Auch das Thema Nachhaltigkeit kommt bei ERP-Systemen nicht zu kurz. Untersuchungen zeigen, dass ERP-Systeme Unternehmen dabei unterstützen, nachhaltiger zu wirtschaften. Durch ihren Einsatz können Betriebe unnötige Einkäufe vermeiden und somit effektiv Food Waste reduzieren.
Daten erfassen und speichern
Vom Produkt bis zum Lieferanten: Alle relevanten Daten der Lieferkette lassen sich zentral im ERP-System abbilden. Sie können sich darauf verlassen, dass alle Informationen an einem Ort gespeichert werden und leicht abrufbar sind. Das erspart mühsames Zusammentragen von Daten und reduziert das Risiko fehlender Daten.
Lieferantenmanagement und Entscheidungshilfe
ERP-Systeme bieten auch einen guten Überblick über Ihre Lieferanten. Es ist um einiges leichter, Leistungen zu überwachen und bei Verstößen schneller zu reagieren. Gerade im Gastgewerbe, wo es oft auf flexible und kurzfristige Anpassungen ankommt, ist der Zugriff auf Echtzeit-Daten gefragt.
Integration in bestehende Systeme
Viele ERP-Systeme lassen sich heute gut in vorhandene Softwarelandschaften integrieren. So können beispielsweise Daten aus Warenwirtschafts- und Kassensystemen zusammengeführt werden. Das vereinfacht nicht nur die Verwaltung, sondern sorgt auch für eine nahtlose Kommunikation über alle Prozesse hinweg.
Die erfolgreiche Integration eines ERP-Systems ist ein kritischer Prozess, der viel Planung erfordert. Diese 4 Schritte helfen Ihnen dabei, gut vorbereitet zu starten:
Bevor Sie mit der Implementierung beginnen, sollten Sie sich Gedanken über die Anforderungen und Bedürfnisse Ihres Unternehmens machen. Legen Sie außerdem fest, welche Daten und Prozesse in Ihr System integriert werden sollen.
Im nächsten Schritt wählen Sie ein ERP-System aus, das auf die Bedürfnisse Ihres Gastronomiebetriebs zugeschnitten ist und über die notwendigen Funktionen verfügt. Es gibt bereits spezialisierte Lösungen, die Funktionen wie Lagerverwaltung, Lieferantenmanagement und Rückverfolgbarkeit bieten. Achten Sie auch darauf, dass das ERP-System mit Ihrer bestehenden IT-Infrastruktur kompatibel ist, damit die Implementierung reibungslos verläuft.
Wenn Sie Ihre Wahl getroffen haben, können Sie mit der Implementierung loslegen. Vergessen Sie aber nicht, Ihr Team zu schulen, denn nur so wird das System akzeptiert und effizient genutzt.
Nach der erfolgreichen Implementierung können Sie die Echtzeit-Daten und Analysen nutzen, um Ihre Lieferkette zu überwachen und gegebenenfalls anzupassen. Führen Sie regelmäßig Audits durch und erstellen Sie Berichte, um die Anforderungen des Lieferkettengesetze in der Gastronomie zu erfüllen.
Viele Betriebe verlassen sich noch immer auf Excel. Ohne digitale Lösungen müssen Gastronom:innen aber viele Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Lieferkettengesetz meistern.
Zum einen ist der manuelle Aufwand enorm, da alle Informationen rund um die Lieferkette verwaltet werden müssen. Von der Herkunft über Produktionsstandards bis hin zu Zertifizierungen: Für jede Bestellung und jeden Lieferanten müssen Daten erfasst und regelmäßig überprüft werden.
Zum anderen sind manuelle Prozesse sehr fehleranfällig. Schon kleinste Tippfehler können zu unvollständigen Daten führen. Ohne eine automatisierte Benachrichtigung besteht außerdem die Gefahr, dass Änderungen in der Lieferkette übersehen werden.
Die fehlende Digitalisierung wirkt sich auch auf die Kosten im Betrieb aus. So muss beispielsweise Personal eingestellt oder geschult werden, um die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen. Das verursacht zusätzliche Ausgaben und beeinträchtigt die Effizienz im Betriebsalltag.
Für Gastronom:innen ist es heute besonders wichtig, umfassende und aktuelle Echtzeit-Daten über ihre Lieferanten zu haben. Ohne ein umfassendes ERP-System fehlt die Möglichkeit, Risiken entlang der Lieferkette zu erkennen und darauf zu reagieren.
Gerade im ERP-Bereich entwickelt sich die Technologie schneller denn je. Von KI bis zur Automatisierung: Die Zukunft hält spannende Innovationen bereit, die nicht nur den Gastro-Alltag erleichtern, sondern auch bei der Einhaltung des Lieferkettengesetzes unterstützen sollen.
Cloud-basierte ERP-Systeme
ERP-Systeme werden in Zukunft immer häufiger in der Cloud gespeichert. Der Vorteil: Gastronom:innen können von überall auf ihre Daten zugreifen. Sie haben immer die aktuellsten Informationen zur Hand und können fundierte Entscheidungen treffen, um den Anforderungen des Lieferkettengesetzes gerecht zu werden.
Mobile ERP-Apps
Mit mobilen ERP-Apps können Gastrobetreiber:innen auch von ihrem Smartphone oder Tablet aus Bestellungen aufgeben, Lieferungen verfolgen und Lagerbestände überwachen. Dadurch wird es leichter, schnell zu reagieren und sicherzustellen, dass alle Prozesse dem Lieferkettengesetz entsprechen.
Einbindung von Sprachassistenten
Eine interessante Entwicklung ist die Integration von Sprachassistenten wie Siri oder Alexa. Sprachbefehle wie „Wie viele Patties habe ich auf Lager?“ oder „Welche Produkte müssen heute nachbestellt werden?“ ermöglichen einen schnellen Zugriff auf wichtige Informationen, ohne digitale Geräte bedienen zu müssen. Sie erleichtern nicht nur die tägliche Arbeit, sondern helfen auch, die Lieferkette effizient zu überwachen.
Bedarfs- und Bestellprognosen
Studien zeigen, dass der Einsatz von KI in ERP-Systemen zu genaueren Bedarfsprognosen, einer optimalen Abstimmung von Bestellungen und zur Vermeidung von Fehlern führt – und damit die Einhaltung von Vorschriften erleichtert. KI analysiert historische Daten und Verbrauchsmuster. So weiß man unter Berücksichtigung saisonaler Schwankungen und anderer Einflussfaktoren immer genau, welche Produkte benötigt werden.
Lagerverwaltung und Inventur
KI-gestützte ERP-Systeme können auch die Lagerhaltung effizienter gestalten: Bestellungen werden auf Basis aktueller Bestände und Lieferzeiten automatisiert. Dadurch werden Food Waste und Überbestände reduziert und die Rückverfolgbarkeit von Waren über die gesamte Lieferkette erleichtert.
Produkt- und Lieferantensuche
Die Suche nach den richtigen Produkten und Lieferanten kann in der Gastronomie sehr aufwändig sein. Inzwischen können KI-gestütze ERP-Systeme jedoch alternative Produkte vorschlagen, die den gewünschten Qualitätskriterien entsprechen. Gastronom:innen können so flexibel auf Veränderungen in der Lieferkette reagieren und sicherstellen, dass alle ihre Lieferanten die gesetzlichen Anforderungen erfüllen.
Benutzerfreundlichkeit und Flexibilität
Bei der Weiterentwicklung von ERP-Systemen wird auch immer mehr Wert auf Benutzerfreundlichkeit und Flexibilität gelegt. Selbst Personen ohne spezielle IT-Kenntnisse sollen die Systeme problemlos bedienen können. Zukünftige ERP-Systeme werden daher noch vielfältiger sein, so dass Gastronom:innen die Funktionen auswählen können, die sie wirklich benötigen.
Auch wenn das Lieferkettengesetz Gastronom:innen vor neue Aufgaben stellt, bieten ERP-Systeme schon heute eine effiziente Lösung, um diesen Anforderungen gerecht zu werden. Von der verbesserten Transparenz der Lieferkette bis hin zum vereinfachten Reporting: ERP-Systeme unterstützen bereits heute dabei, Lieferanten und Prozesse optimal zu überwachen.
Mit der Weiterentwicklung von ERP-Systemen, insbesondere in Verbindung mit KI, wird es in Zukunft einfacher, die Anforderungen des Lieferkettengesetzes in der Gastronomie zu erfüllen und gleichzeitig von den Vorteilen der Digitalisierung zu profitieren.